Dr. Monika Bauch -

Management Consulting

News 6/2015 Digitale Transformation - wie gehen Unternehmen damit um?

Digitalisierung - ein Schlagwort, das inzwischen bei den meisten Unternehmen angekommen sein sollte, auch wenn noch nicht jedes Unternehmen an der Entwicklung und dem Einsatz digitaler Anwendungen arbeitet. Der Weg zum verstärkten Ausschöpfen digitaler Möglichkeiten und Potenziale wird oft als „digitale Transformation“ bezeichnet, wobei klar sein sollte, dass es kein definiertes Endziel gibt. Zudem trifft der Begriff der „digitalen Transformation“ vor allem auf bestehende Unternehmen zu, die sich schrittweise mit dem Thema befassen. Neue Unternehmen, meist in Form von Start-ups, begründen nicht selten ihr Geschäftsmodell bereits komplett auf die Entwicklung digitaler Anwendungen. Allerdings zeigt sich, dass diese Unternehmen oft nicht alleine überlebensfähig sind, sondern auf andere Marktteilnehmer angewiesen sind, die diese Applikationen und Services in ihre Produkte integrieren und durch deren Einsatz dem Anwender erst ein Mehrwert entsteht.

Somit führt die Digitalisierung zu veränderten Kooperationsformen, die nicht selten in Beteiligungen und dem Aufkauf von Start-ups auf nationaler und internationaler Ebene münden, da heutzutage kein Unternehmen mehr in der Lage ist, alle erforderlichen Kompetenzen selbst abzudecken. Um damit im Unternehmen zurechtzukommen, ist ein Strategie- und Kulturwandel erforderlich, der als Fortsetzung gesehen werden kann, zu den bei Unternehmen, die sich erfolgreich am Markt behaupten, ohnehin permanent stattfindenden Veränderungen. Die Mitarbeiter erhalten mehr Freiraum, sei es inhaltlich, zeitlich oder in einer anderen Dimension. Allerdings verändern sich auch die zukünftigen Anforderungen an den Mitarbeiter abhängig vom Grad der Digitalisierung. Wichtig ist, die Mitarbeiter für ihre zukünftigen Aufgaben zu entwickeln, entsprechendes Fachwissen zu fördern oder einzustellen. Daneben ist es wichtig, regelmäßig über das Thema und die Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, zu informieren. In manchen Unternehmen gibt es sogar eigene Bereiche und Positionen wie den Chief Digital Officer. Aber auch in den Geschäftsführer- und Vorstandsetagen bis hin zu den Aufsichtsräten ist digitales Verständnis gefordert, um die Unternehmen zukunftsfähig zu führen. Dies ist unabhängig davon zu sehen, wie die Organisationsform im Unternehmen aussieht und ob es überhaupt noch Hierarchien gibt. So zeigen beispielsweise im Fußball viele Mannschaften und insbesondere unsere Nationalmannschaft, wie die Einteilung in ein Team, die sportliche Leitung, u.a. mit dem Trainer und Co-Trainer und dem Team hinter dem Team in Kombination mit einem vorbildlichen Verhalten und der Einhaltung von Spielregeln nicht nur zum fußballerischen Erfolg, sondern auch zur Anerkennung und dem Respekt vor der Mannschaft führen. Und auch bei Start-ups zeigt sich immer wieder, dass ab einem bestimmten Punkt nach klaren Abläufen vorgegangen wird und eine klare Vorstellung über das vorgesehene Geschäftsmodell gefordert wird.

Durch die Nutzung digitaler Möglichkeiten wie sie beispielsweise unter den Begriffen Industrie 4.0, Big Data, Konnektivität von Geräten, Internet der Dinge, Smart-Home-Lösungen, Mensch-Maschine-Kollaboration entwickelt werden, werden ganze Wertschöpfungsketten verändert. Neue Geschäftsmodelle entstehen, die sich aber zum Teil dann auch wieder auf bestehende Modelle zurückbesinnen. Ein Beispiel sind Online-Shops, die inzwischen dazu übergegangen sind, auch den stationären Handel als Absatzkanal zu nutzen und eigene Filialen zu eröffnen. Zu beachten ist für bestehende Unternehmen, dass insbesondere die Schnittstelle zum Kunden nicht durch neue Marktteilnehmer, die sich meist als Anbieter von Plattformen dazwischen schalten, verloren geht. Auch spielen rechtliche Aspekte eine große Rolle, beispielsweise bei der Nutzung vorhandener Daten, was unter das Schlagwort Big Data fällt. Wichtig ist, den Markt genau zu beobachten und möglichst selbst die Entwicklungen voranzutreiben, bevor disruptive Innovationen das eigene Geschäftsmodell ablösen.

Die digitale Transformation muss aber nicht immer einen rapiden Wechsel bedeuten. So hat jüngst eine große deutsche Bank verkündet, durch eine Verbesserung der IT und einer Industrialisierung von Geschäftsprozessen eine höhere Effizienz in den Prozessen und damit Kosteneinsparungen erzielen zu wollen, sowohl in der IT-Infrastruktur und bei Anwendungen als auch bei der Abwicklung von Transaktionen. Dem stehen sogenannte Fintechs gegenüber, die sich mit Finanzdienstleistungen im Markt bewegen, und in der Regel komplett auf digitale Prozesse ausgerichtet sind. Inzwischen sind Meinungen zu hören, dass diese nicht in Konkurrenz zu bestehenden Finanzinstituten stünden, sondern in Ergänzung dazu. So lassen sich, wenn es richtig angegangen wird, interessante Geschäftsmodelle entwickeln, die es den Beteiligten ermöglichen ihre jeweiligen Stärken zu nutzen.

Von großer Bedeutung ist, zu erkennen, dass die digitale Transformation nicht auf die nationale Ebene begrenzt ist. Vielmehr gilt es internationale Potenziale zu nutzen. So bietet eine verstärkte europäische Zusammenarbeit große Chancen. Insbesondere auch wenn es um die Definition von Standards geht und um Finanzierungsfragen. So gibt es zwischen Frankreich und Deutschland bereits gute Beispiele für Fonds zur Finanzierung der Umsetzung innovativer Ideen. Und nicht nur im Bereich der Elektromobilität werden beispielsweise zunehmend Standards entwickelt. Auch im Energiebereich gibt es zahlreiche Initiativen hinsichtlich des europäischen Energiebinnenmarkts. Häufig wird die Meinung vertreten, das Tempo könne höher sein. Auch bei der Klärung rechtlicher Fragen wird ein höheres Tempo gefordert, um es Unternehmen beispielsweise zu ermöglichen, neuartige Entwicklungen wie das autonome Fahren anbieten zu können und mit den gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen und ohne hohe Anpassungen oder bürokratischen Aufwand in den verschiedenen Ländern der europäischen Gemeinschaft Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können.

Und auch weltweit ist eine Zusammenarbeit von großem Interesse. So bietet das Silicon Valley für viele europäische Unternehmen einen großen Anreiz. Zahlreiche positive Aspekte können gelernt werden, wie das scheinbar mutigere Vorgehen, Ideen umzusetzen und der andere Umgang mit dem Scheitern. Auch ist die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Start-ups zu begrüßen. Allerdings sind auch negative Aspekte nicht zu verschweigen und zu diskutieren. Asien ist wiederum für zahlreiche technologische Entwicklungen im Hightech-Bereich, im Bereich der Robotik und der Batterieentwicklung bekannt. Auch hier bestehen schon seit vielen Jahren gute wirtschaftliche Beziehungen.

Hinsichtlich des Grades der Digitalisierung werden meist Aussagen in Abhängigkeit von der Branche getroffen. So sind in der Regel Branchen mit einem hohen Automatisierungsgrad sehr weit. In anderen Branchen, die noch stark von manuellen Prozessen geprägt sind, muss erst noch ein Umdenken stattfinden. Dies setzt voraus, sich erst einmal mit den Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, auseinander zu setzen.

Interessante Anwendungen gibt es beispielsweise auch im E-Health-Bereich. Diese eignen sich besonders in ländlichen Gebieten, wo häufig von einem Ärztemangel die Rede ist. Und gerade in diesen Fällen zeigt sich, wie wichtig eine sehr gute Infrastruktur wäre, um eine entsprechende Datenverarbeitung und –übertragung zu ermöglichen.

Die digitale Transformation ist jedoch nicht auf die Unternehmen begrenzt. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel mit der nationalen und europäischen Politik, die nicht nur den Rahmen vorgibt, sondern das Thema der Digitalisierung mit zahlreichen Maßnahmen fördert. Zudem arbeiten viele Unternehmen nicht nur mit der Wissenschaft und den Hochschulen zusammen, sondern errichten auch eigene Forschungslabore, sog. Labs. In der Gesellschaft ist ein Verständnis für digitale Anwendungen und deren Akzeptanz zu fördern. Besonders zu betonen ist auch, dass die digitale Kompetenz bereits in den Schulen gelehrt werden muss. Allen Kindern sollte der Umgang mit technischen Geräten ermöglicht werden. Zudem sind die Kreativität der Kinder zu fördern und die Umsetzung von Ideen zu ermöglichen. Des Weiteren erfordert die Digitalisierung Know-how beispielsweise im Bereich der Software-Entwicklung, was auch bereits in den Schulen gefördert werden kann. Meist fehlen dazu die nötigen finanziellen Mittel. Gute Beispiele gibt es jedoch in anderen europäischen Ländern.

Fazit: Die digitale Transformation bei Unternehmen kann nicht isoliert betrachtet werden. Vielmehr ist für ein Gelingen eine Vielzahl von Faktoren entscheidend, wie beispielsweise das Vorhandensein einer sehr gut funktionierenden Infrastruktur. Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Digitalisierung nur zum Erfolg führt, wenn gleichzeitig auf allen Feldern, d.h. Bildung, Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik an dem Thema gearbeitet wird. Warten sollte dennoch nicht der eine auf den anderen. Das Zusammenspiel sollte vielmehr gefordert und gefördert werden.

Des Weiteren ist zu konstatieren, dass die digitale Transformation auch kein nationaler Alleingang ist. Vielmehr sind Möglichkeiten auszuschöpfen, die die Zusammenarbeit innerhalb Europas bietet. Rechtliche Rahmenbedingungen sind gefordert, um den Einsatz digitaler Anwendungen in mehreren europäischen Ländern zu ermöglichen und zu erleichtern und auch sensible Daten innerhalb Europas zu belassen. Einher geht damit auch die Forderung so schnell wie möglich gemeinsam Standards zu entwickeln. Auch bietet sich eine weltweite Zusammenarbeit an. So hat jeder Kontinent seine beachtlichen Stärken. Um jedoch die enormen Potenziale nutzen zu können, wäre wünschenswert, dass alle voneinander lernen und die positiven Faktoren übernehmen. Negative Faktoren wie beispielsweise die unterschiedliche Gewichtung von Werten sind zu diskutieren. Disruptive Innovationen, die neue Technologien mit sich bringen oder neue Anwendungen bereits bekannter Technologien, die Spielregeln auf den Märkten völlig verändern, hat es schon immer wieder gegeben. Allerdings ist ganz klar auf die Einhaltung des jeweils gültigen Rechtsrahmens zu bestehen. Andernfalls schadet dies der Stabilität und sozialen Sicherheit der Wirtschaft und Gesellschaft, der Weiterentwicklung des vorhandenen Know-hows und dem Wirtschaftswachstum. Somit sind die Chancen, die die Digitalisierung bietet, zu nutzen und den Risiken ist realistisch zu begegnen. Die Digitalisierung erfordert, nicht mehr nur nach technologischer Führerschaft zu streben, sondern auch nach Verantwortung. Dann kommt die Akzeptanz durch die Gesellschaft fast automatisch.

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