Dr. Monika Bauch -

Management Consulting

News 5/2014 Vertrauen - was bedeutet das im Kontext mit der Wirtschaft?

Zahlreiche Begriffe prägen das gesellschaftliche Zusammenleben. Vertrauen ist einer davon und wird insbesondere auch im Hinblick auf Politik und Wirtschaft immer wieder genannt. In der Vergangenheit war vom Vertrauensverlust in bestimmte Branchen die Rede. Im Zusammenhang mit den globalen Unruhen fällt sogar der Begriff des Vertrauensschocks, den die Wirtschaft erlitten habe. So manche Branche beschwört wiederum den Aufbau von Vertrauen zum Kunden. Viele Artikel, Studien und Bücher befassen sich aus wirtschaftlicher Sicht mit dem unterschiedlich stark ausgeprägten Vertrauen in bestimmte Länder, in spezifische Branchen, in Wirtschaftsunternehmen. Unter anderem werden Zusammenhänge zwischen dem gegenseitigen Vertrauen, das in einem Land herrscht, und dessen positiver Wirkung auf die Wirtschaftsleistung des Landes hergestellt. Eine genauere Betrachtung, was Vertrauen im Kontext mit der Wirtschaft bedeutet und wo Vertrauen eine Rolle spielt, wird im Folgenden auf Basis einer Unterscheidung von weichen und harten Faktoren diskutiert.

Unter den weichen Faktoren (soft facts) können u.a. das Image, die Unternehmenskultur aber auch der Umgang miteinander und das gelebte Wertesystem eines Unternehmens verstanden werden. Zwar existieren in der Regel insbesondere in großen Unternehmen allerlei Instrumente um die weichen Faktoren systematisch abzubilden und soweit möglich zu messen. So gibt es im Personalbereich geeignete Methoden, z.B. das 360°-Feedback. Im Kundenmanagement (siehe News 1/2014) werden Befragungen z.B. zur Kundenzufriedenheit und Kundenbindung durchgeführt. Es gibt Rankings, bei denen Hochschulabgänger befragt werden, welches die beliebtesten potenziellen Arbeitgeber sind. Regelmäßig werden die „besten Arbeitgeber“ gekürt. Es gibt nahezu zu jedem Faktor ein Ranking, eine Statistik oder eine Auszeichnung. Deren Objektivität, Wahrheitsgehalt und Deutung muss der einzelne jedoch selbst beurteilen und einschätzen. Zumindest ergeben sich Anhaltspunkte und vielleicht im ein oder anderen Fall auch der Ansporn für ein Unternehmen, ein Land oder eine Branche diesen Wert zu verbessern. Vertrauen kann zudem nur entstehen, wenn Aussagen von Unternehmen mit der ge- und erlebten Realität übereinstimmen und damit glaubwürdig sind und es sich auf Dauer gesehen nicht nur um Absichtserklärungen auf einem Entwicklungspfad handelt. Zum Erreichen von Glaubwürdigkeit gibt es zahlreiche Maßnahmen. So bemisst sich das Image eines Unternehmens beim Kunden aus einer Summe von Faktoren. Handlungsbedarf besteht, wenn Zugpferde alles tun, um das Unternehmen sehr gut zu repräsentieren bei Kunden, Geschäftspartnern, bei der Politik und auch intern durch Vorbildfunktion, während andere diese Bemühungen konterkarieren, Kunden verprellen und einen Imageschaden in welcher Form auch immer hervorrufen. Unverständlich, dass es solche Verhaltensweisen überhaupt gibt, existieren in den meisten Unternehmen entsprechende Instrumente, z.B. Compliance-Systeme, Personalmaßnahmen. Wichtig ist, deren Wirksamkeit sicherzustellen und nur vertrauenswürdige Personen damit zu betrauen.

Früher gab es noch den Begriff des ehrbaren Kaufmanns, bei dem allein schon der Handschlag zählte. Und heute gibt es Branchen, in denen fast kriegerische Auseinandersetzungen vor Gerichten scheinbar zum Alltag gehören. Unbestritten gibt es Fälle, in denen dies der einzige Weg ist. Aber für einige scheint ein normaler Umgang gar nicht mehr möglich. Wie aber soll Vertrauen auf breiter Basis in ein Unternehmen entstehen? Ob negative Verhaltens- und Denkweisen durch eine zum Teil Werte-lose Globalisierung entstehen, durch Profitstreben oder andere Faktoren, zählt nicht. Jeder ist für sein eigenes Verhalten selbst verantwortlich ist!

Insbesondere Umstrukturierungen sind Herkules-Aufgaben. Hat ein Unternehmen erst einmal die Felder identifiziert, die zukunftsträchtig erscheinen, was vor allem im Energiebereich derzeit nicht einfach ist, so wartet auf das Management die nächste Aufgabe. Nicht nur die Öffentlichkeit will immer wieder informiert werden. Vielmehr sind vor allem auch die Mitarbeiter und Führungskräfte zu überzeugen und mitzunehmen. Wichtig ist, auf Mitarbeiter und Führungskräfte zuzugehen und auch hier geduldig zu vermitteln, welche Ziele verfolgt werden, wie schwierig dies ist und wie wichtig und geschätzt der Beitrag jedes Einzelnen ist. Nur ein starkes Miteinander, ausgerichtet auf die Ziele des Unternehmens, kann zum Erfolg führen. Insbesondere im Energiebereich ist auch noch auf einfache Weise zu erklären, wie der Zusammenhang ist zwischen den Entscheidungen auf EU-Ebene, auf nationaler Ebene und dem Spielraum, den das einzelne Unternehmen dadurch nur hat und warum es so wichtig ist, sich als Unternehmen bereits auf EU-Ebene zu engagieren.  

Harte Faktoren (hard facts) spielen im Wettbewerb und in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit vor allem im Hinblick auf die Erfüllung vertraglicher Vereinbarungen bei Produkten und Dienstleistungen eine Rolle. Den Rahmen bilden in der Regel Zeit-, Kosten- und Qualitätsaspekte und u.a. die Erwartungen des Geschäftspartners und der Kunden. Die meisten Unternehmen arbeiten sehr stark daran, Vertrauen auf Basis der harten Faktoren zu schaffen. Zahlreiche Konzepte existieren um die Prozesse effizienter zu gestalten und stabil. Kennzahlen wie Entwicklungszeiten, Durchlaufzeiten, Termintreue bis hin zu Fehler- und Reklamationsquoten werden gemessen und mit geeigneten Methoden wie Just-in-time-Konzepten, der Standardisierung von Prozessen und der Anwendung von Qualitätsmanagementsystemen stetig verbessert. Hinzu kommen innovative Anwendungen. Ein wichtiges Thema, bei dem Vertrauen ebenfalls eine Rolle spielt, ist die Digitalisierung (siehe News 4/2014) und das Vertrauen in das Internet vor allem im Hinblick auf Datenschutz und Sicherheit. Im Automobilbereich spielt das Vertrauen in die Qualität der Fahrzeuge eine große Rolle. Im Energiebereich wird neben der Umweltverträglichkeit und der Bezahlbarkeit der Energie, vor allem das Vertrauen in die Versorgungssicherheit genannt. Und so lassen sich für jede Branche entsprechende Anforderungen formulieren.

Lange Zeit hatte jedes Unternehmen versucht, sich selbst zu optimieren. Dann kamen die ersten Ansätze, die nicht nur das einzelne Unternehmen, sondern mehrere Teilnehmer der Wertschöpfungskette betrachten (Supply Chain Management) und optimieren. Die Zusammenarbeit erfolgt inzwischen in den unterschiedlichsten Formen und schon lange nicht mehr nur national oder auf europäischer Ebene, sondern global. Auch hier spielt das Vertrauen in die Leistung des anderen eine wesentliche Rolle. Damit verbunden sind Chancen, beispielsweise in Form von Kostenvorteilen und Know-how-Austausch, aber auch Risiken, wenn Spielregeln nicht eingehalten werden und beispielsweise die vereinbarte Qualität nicht geliefert wird (siehe News 2/2014).

Zudem ist zu beobachten, dass es möglicherweise konkurrierende Ziele gibt. Während die Politik ein geeintes Europa als Gegengewicht zu Amerika und Asien anstrebt, stellt sich die Frage, wem sich das einzelne Unternehmen verpflichtet fühlt. In der Energiebranche gibt es zahlreiche Bemühungen einen europäischen Binnenmarkt zu schaffen. Liegt dies vor allem an den Vorgaben der EU? Im Bereich der Digitalisierung wird hingegen immer noch gerade bei den Themen Datenschutz und –sicherheit auf außereuropäische Unternehmen gesetzt. Vor dem Hintergrund der Informationen und Diskussionen, die seit längerer Zeit geführt werden, stellt sich jedoch die Frage, inwieweit dies Vertrauen schafft. Bei allen anderen Themen macht eine internationale Zusammenarbeit durchaus Sinn.

Der Begriff „Vertrauen“ spielt in der Wirtschaft eine große Rolle. Vertrauen kann unter den verschiedensten Blickwinkeln diskutiert werden. Zahlreiche Konzepte werden in der Wirtschaft angewandt, um das Vertrauen im Bezug auf soft und hard facts gegenüber Geschäftspartnern, in der Öffentlichkeit und beim Kunden zu fördern. Verschiedenste Formen der Zusammenarbeit existieren, aber zugleich sei betont, dass nur ein fairer Wettbewerb ein Ansporn sein kann. Zu beobachten ist, dass neben einer globalen Zusammenarbeit, in Deutschland bis hin zur europäischen Ebene bei bestimmten Themen zahlreiche vorhandene Potenziale derzeit nicht genutzt, manchmal nur „ausgenutzt“ oder sogar ausgegrenzt werden. Abschließend ein Appell nicht nur an die Wirtschaft: Vertrauen kann nur durch Dialog geschaffen werden, der weitgehend vorurteilsfrei geführt wird. Ziele sollten dabei sein: die Schaffung gemeinsamer Werte, von denen alle profitieren können, und die Förderung einer friedvollen und fairen Zusammenarbeit auf Basis vereinbarter Spielregeln. Sehr gut unterstützt wird dies schon immer vor allem vom Sport, von sozialen Aktivitäten und daneben vom Engagement in Kunst und Kultur. Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten! Dann können wir alle in eine spannende Zukunft blicken!

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