Dr. Monika Bauch -

Management Consulting

News 3/2015 Digitalisierung - der digitale Wandel nimmt Fahrt auf!

Digitalisierung – für die einen nach wie vor nur das Digitalisieren und damit papierlose Archivieren von Dokumenten. Digitalisierung ist jedoch weitaus mehr und wird auf Augenhöhe mit den großen Themen wie Globalisierung, Urbanisierung, Individualisierung genannt. Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik haben sich den digitalen Wandel zur gemeinsamen Aufgabe gemacht. Schlagworte wie Industrie 4.0, Big Data, Konnektivität (Vernetzung von (Haushalts-) Geräten und Fahrzeugen), Internet der Dinge, Smart Home-Lösungen, Cloud-Lösungen, die Visualisierung von Prozessen und Daten und der Einsatz von Robotern sind nur einige Anwendungsbereiche dieses branchenübergreifenden und interdisziplinären Begriffs der Digitalisierung.

Nachdem in News 4/2014 allgemeine Informationen zum Thema „Digitalisierung“ gegeben werden, soll dieser Artikel den aktuellen Status der Digitalisierung vor allem in Deutschland beleuchten. Zahlreiche große Unternehmen, aber auch kleinere Start-Ups arbeiten weltweit und für unterschiedliche Branchen an Anwendungsmöglichkeiten, die sich im Bereich der Digitalisierung eignen. Ausgewählte Funktionsbereiche, Branchen und Anwendungsbeispiele sollen im Folgenden betrachtet werden.

Der Einkauf war in den letzten Jahren für viele Unternehmen ein wesentlicher Hebel für Einsparungen. So hat inzwischen fast jedes Unternehmen die Einkaufsorganisation überprüft und meist auch verändert. Anhand von Einkaufspotenzialanalysen werden Einsparmöglichkeiten identifiziert. Als mögliche Hebel bieten sich unter anderem das Lieferantenmanagement, die Einkaufsbündelung und das Global Sourcing an. Zahlreiche Unternehmen haben schon vor Jahren angefangen, durch den Einsatz von Auktionen, elektronischen Ausschreibungen und durch den Einkauf auf Basis von Online-Katalogen hohe Einsparpotenziale zu realisieren. Hohe Einsparpotenziale vor allem auch durch das Ausnützen der sogenannten Low hanging fruits oder Quick Wins (die Umsetzung von schnell und einfach zu realisierenden Einsparmöglichkeiten) sind somit meist ausgeschöpft. Mit der weiteren Digitalisierung eröffnen sich neue Möglichkeiten.

So wird beispielsweise die Auswertung und Auswahl von Angeboten bei Ausschreibungen durch die automatisierte Auswertung der Angebote einfacher und schneller. Unter Umständen können mehr Angebote eingeholt und ausgewertet werden, als dies vorher in einer vertretbaren Zeit möglich gewesen wäre. Die Simulation von Kombinationen bietet weitere Möglichkeiten schneller und vor allem größere Datenmengen zu bewältigen als dies vorher der Fall war. Verbunden ist damit in der Regel auch eine höhere Datenqualität. Und dies gilt nicht nur für den speziellen Fall der Ausschreibungen. Im Rahmen der Digitalisierung werden unter dem Schlagwort Big Data verbesserte Auswertungsmöglichkeiten geschaffen für alle Daten, die ohnehin im Einkauf vorhanden sind. Dies ermöglicht eine bessere und genauere Planung, Steuerung und Kontrolle der Einkaufsaktivitäten auf Basis definierter Kennzahlen (KPI).

Die größten Potenziale im Rahmen der Digitalisierung ergeben sich auf Basis durchgängiger Prozesse, geringer Medienbrüche oder zumindest standardisierter Schnittstellen und einem entsprechend geschulten Personal. Für den Einkauf bietet sich eine enge Zusammenarbeit mit den anderen Bereichen wie der Logistik an. So werden die Vorstellungen der Transparenz über die gesamte Wertschöpfungskette von den Lieferanten über den Produzent bis hin zum Kunden, die vor Jahren meist nur auf dem Papier existierten, Realität. Dies führt zu einer besseren Planbarkeit, einer Reduzierung des Bullwhip-Effekts und zu weiteren Einsparmöglichkeiten, in dem Engpässe schneller erkannt werden und ein größerer Zeitraum zur Verfügung steht, um geeignete und damit meist kostengünstigere Maßnahmen zu treffen.

Somit ist nicht nur die verstärkte Zusammenarbeit mit externen Geschäftspartnern gefordert, sondern auch intern. Andernfalls werden mögliche Potenziale verschenkt.

Hinsichtlich der erforderlichen IT-Kenntnisse reichen meist die eigenen Mitarbeiter nicht mehr aus, um alle Möglichkeiten zu kennen und zu entwickeln. Wichtig ist jedoch, eine Beurteilungsfähigkeit aufzubauen, um aus den vielen Angeboten, die inzwischen am Markt existieren, den Anbieter auszuwählen, der für das betreffende Unternehmen die geeignete Lösung zu akzeptablen Preisen und in angemessener Zeit bietet. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass zahlreiche Formen der Zusammenarbeit, beispielsweise Joint Ventures, genutzt werden bis hin zum kompletten Aufkauf von Anbietern. In der Logistik gibt es schon lange Logistiknetzwerke. Der Spediteur entwickelte sich in den letzten Jahren zum Logistikdienstleister und bietet heutzutage ein breites Spektrum an Dienstleistungen wie beispielsweise auch den Zusammenbau von Teilen und die Lieferung von Systemen direkt ans Band. Ergänzt wird dies nun durch weitere Angebote im Rahmen der Digitalisierung.

In der Produktion erfolgt eine zunehmende Automatisierung. In Abhängigkeit der zu erfüllenden Produktionsschritte werden Roboter eingesetzt, inzwischen auch in Zusammenarbeit mit dem Menschen (Mensch-Roboter-Kollaboration). Im Rahmen der Digitalisierung werden Maschinen miteinander vernetzt und tauschen Informationen aus. Zudem entstehen beispielsweise Kontrollmöglichkeiten, die das menschliche Auge alleine bei weitem nicht so schnell und so genau ausführen könnte. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass sich mit diesen Technologien auch kleine Stückzahlen wirtschaftlich produzieren lassen. Branchenübergreifend und nicht nur im Anlagen- und Maschinenbau, in Hightech-Unternehmen und in der Medizintechnik führt dies zu großen Veränderungen.

Unabhängig von der Branche gibt es schon lange auch Anwendungen in Richtung des Kunden, wie beispielsweise das Tracking einer Paketsendung. Im Automobilbereich wird die Online-Konfiguration eines Fahrzeugs angeboten. Weltweit wird zunehmend an Elektrofahrzeugen gearbeitet, an der Vernetzung der Fahrzeuge und dem autonomen Fahren. Im Energiebereich gibt es Anwendungen wie das virtuelle Kraftwerk. Und der Kunde erhält zunehmend mehr Möglichkeiten seinen Energieverbrauch selbst zu kontrollieren und zu reduzieren. Der Kunde wird unterstützt, nicht mehr nur Consumer (Kunde) zu sein, sondern Prosumer (Kunde ist zugleich Produzent, z.B. durch eine Solaranlage auf dem Hausdach). In Kombination mit den Möglichkeiten der Digitalisierung ergeben sich völlig neue Geschäftsmodelle.

Zudem versuchen Unternehmen branchenübergreifend durch digitale Anwendungen und geeignete Analysen und Auswertungen von Daten zunehmend den Kunden besser zu verstehen, um individualisierte Produkte und Service nicht selten auch in Kombination mit digitalen Lösungen anbieten zu können.

Neben Verbesserungen bei bestehenden Produkten, Prozessen und Dienstleistungen, werden im Rahmen der Digitalisierung zahlreiche neue Anwendungen und neue Geschäftsmodelle entwickelt. Diese Entwicklung bietet Chancen und Risiken zugleich. Chancen ergeben sich für die Unternehmen, die es schaffen, sich mit der Digitalisierung Wettbewerbsvorteile zu sichern.

Risiken bestehen für die Unternehmen, die den Markt nicht genau genug beobachten und selbst an den Themen arbeiten, bevor andere mit neuen Ideen auf den Markt kommen. Gerade kleinere Unternehmen, die bisher ein gutes Geschäft gemacht haben, befassen sich oft nicht oder noch nicht ausreichend mit dem Thema. Aber auch in Branchen mit größeren Unternehmen und Konzernen zeigen sich in verschiedenen Branchen disruptive Veränderungen. Beispiele sind der Online-Handel, der zum Teil den Einzel-Handel verdrängt, die Printmedien, die gegen Online-Angebote ankämpfen und die Taxibranche, die inzwischen in mehreren Ländern in Aufruhr versetzt wurde.

Sehr leicht kann es passieren, dass bestehende Produkte und Services durch digitale Produkte oder deren digitale Herstellung und durch digitale Services verdrängt werden und im schlimmsten Fall sogar völlig ersetzt werden. Als Beispiel lässt sich die Fertigung auf Basis von 3-D-Druckern anführen, mit denen schon heute eine Vielzahl von Produkten (selbst) hergestellt werden können.

Völlig neue Player übernehmen in verschiedensten Branchen Teile der Wertschöpfungskette. Wichtig ist dabei, dass etablierte Unternehmen nicht die Schnittstelle zum Kunden abgeben. Und auch geeignete Lösungen hinsichtlich der Datensicherheit und -hoheit und damit die Cybersicherheit sind für den künftigen Erfolg eines Unternehmens entscheidend. Hervorzuheben ist auch die Bedeutung entsprechende technische Standards zu setzen. Zudem ist der weitere Auf- und Ausbau einer flächendeckenden digitalen Infrastruktur Voraussetzung für eine Vielzahl innovativer digitaler Anwendungen.

Fazit: Der digitale Wandel wird von Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik weltweit vorangetrieben. Dies bietet für Unternehmen über alle Fachbereiche und Branchen hinweg Chancen und Risiken zugleich. Ähnlich wie bei UMTS, Cloud Computing oder anderen technologischen Neuerungen wird es vermutlich auch im Bereich der Digitalisierung nicht d i e eine Killerapplikation geben, die alle anderen technologischen Anwendungen in den Schatten stellen wird. Vielmehr wird es in jeder Branche und in den unterschiedlichsten Fachbereichen interessante technologische Entwicklungen geben bis hin zu revolutionären Veränderungen der einen oder anderen Branche. Jedem Unternehmen sei geraten, die Entwicklungen genau zu beobachten, selbst aktiv zu werden, digitale (Beurteilungs-) Kompetenzen aufzubauen und bei Bedarf entsprechende Kooperationen einzugehen, um weiterhin im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

Wollen Sie weitere Informationen zum Thema "Digitalisierung" und den genannten Beispielen? Wie könnte ein systematisches Vorgehen aussehen? Arbeiten Sie gerade in Ihrem Unternehmen an der Digitalisierung und benötigen Unterstützung beispielsweise zu den Themen Kundenmanagement, Prozessmanagement, Kosten-/Nutzenanalyse, Einkauf, Logistikthemen? Gerne können Sie unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Kontakt aufnehmen.

 

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