Dr. Monika Bauch -

Management Consulting

News 5/2016 Die Energiebranche - eine Welt für sich?

Die Energiebranche ist eine faszinierende Branche, die schon immer vom Wandel geprägt ist. Wie in vielen Branchen scheint sich der Wandel immer schneller zu vollziehen und die Herausforderungen sind anspruchsvoll. Im Kern besteht die Aufgabe darin, dass engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Vielzahl beteiligter Unternehmen sieben Tage die Woche und rund um die Uhr dafür sorgen, dass immer genügend Energie vorhanden ist.

Wie sehen die Fakten dazu aus? Nach wie vor dominieren Erdöl, Kohle und Erdgas den weltweiten Primärenergieverbrauch. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am gesamten weltweiten Energiemix ist noch gering. Allerdings liegen die geschätzten Zuwachsraten um einige Prozentpunkte höher als bei anderen Energieträgern. Und laut einem Bericht des World Energy Council lag 2015 im Bezug auf die Stromerzeugung der weltweite Anteil der Erneuerbaren Energien immerhin bei ca. 23 Prozent, nahezu gleichauf mit Erdgas, jedoch weit hinter der Kohle.* Mit der weiterhin steigenden Weltbevölkerung und dem weiteren weltweiten Wirtschaftswachstum wird auch der Energiebedarf weiter steigen (allerdings nicht im selben Maße). Und während wir in Deutschland zukünftig keine Kernkraftwerke mehr bauen und nutzen wollen, wird der Einsatz der Kernkraft weltweit weiter ansteigen. Zum einen wird dies von den betreffenden Ländern mit dem steigenden Energiebedarf begründet, zum anderen mit dem Klimaschutzziel einer Reduzierung der CO2-Emissionen, die als wesentlicher Faktor für die Erderwärmung gelten. Dabei werden die kompletten Kosten, die die Atomenergie inklusive der Entsorgung des Atommülls verursacht, außer Acht gelassen.

Auch auf europäischer Ebene steigt der Anteil der Erneuerbaren Energien, jedoch ist der Energiemix in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Bis 2030 besteht das Ziel, dass der Anteil der Erneuerbaren Energien bei mindestens 27 Prozent liegt. Kern der europäischen Energiepolitik ist daneben vor allem die Schaffung eines europäischen Binnenmarktes und die gemeinsame Arbeit unter anderem an Themen wie der Reduzierung der CO2-Emissionen und die Erhöhung der Energieeffizienz.

Die europäischen Ziele sind jeweils auf nationaler Ebene umzusetzen, wobei sich Deutschland bekanntermaßen zu einer Energiewende entschlossen hat.

Für die Energiebranche hat dies zu starken Veränderungen geführt. Kernkraftwerke mussten zum Teil ad-hoc abgeschaltet werden, was nicht gerade die kostengünstigste Lösung ist. Auf dem Markt sind zahlreiche neue Anbieter, auch aus dem Ausland, aufgetaucht, unter anderem für Windräder, Solarzellen bis hin zu Elektroautos und IT-Anwendungen im Bereich der Digitalisierung.

Die starken Umstrukturierungen haben in den großen deutschen Unternehmen, die mit Energiethemen zu tun haben, zu sichtbar großen Veränderungen geführt, die stark positive aber auch stark negative Folgen mit sich bringen. Positiv zu sehen ist, dass neue Ideen entstehen, neue Geschäftsmodelle, und dass wir zukünftig Möglichkeiten haben werden, die zu einer anderen Lebensweise führen werden, z.B. durch die Entwicklungen im Bereich der Smart Cities. Wir haben die Chance, unsere Umwelt zu schonen, wobei in der jetzigen Übergangsphase erst einmal eine gegenteilige Entwicklung die Folge war. Somit hätten wir die Chance, wie in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten, mit Wissen, Engagement, Forschergeist und Arbeitskraft unsere Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin erfolgreich zu gestalten. Ein fairer internationaler Wettbewerb und Zusammenarbeit könnten dabei eine positive Triebfeder sein.

Doch leider sieht die Realität anders aus. So wurde in den letzten Jahren von den Mächtigsten der Wirtschaft branchenübergreifend ganz gezielt Organisationen westlicher Prägung Zugang zu sensibelsten Informationen, Daten, Strategien und hohen Posten in der Wirtschaft gewährt. Die vielfältigen Aktivitäten dieser Organisationen, die auf Einhaltung des Wettbewerbsrechts zu prüfen sind, werden unterstützt oder zumindest gedeckt und das flächendeckend in allen Wirtschaftsbereichen, teilweise von den Medien, in der Wissenschaft bis hin zur Politik. Zu betonen ist, dass eine globale faire Zusammenarbeit und ein gegenseitiges Lernen gut und sehr förderlich sind. Eine Unterstützung unlauterer Methoden darf jedoch nicht stattfinden. Das ist inakzeptabel und schwächt unsere Wirtschaft, genauso wie die genaue Kenntnis unserer Schwachstellen. Hinzu kommen mögliche Cyberattacken aus allen Nationen der Welt. Und beim Kauf von Produkten und Dienstleistungen aus aller Welt musste bereits in der Vergangenheit immer wieder auf die Einhaltung eines fairen Wettbewerbs und Preisgestaltung geachtet werden.

Auch im Bereich der Digitalisierung besteht Verbesserungspotenzial, sofern das Ziel eines starken Europas verfolgt wird. Digitalisierung umfasst viele Felder, die sehr bekannt sind unter Begriffen wie Industrie 4.0, Robotik, 3-D-Druck, autonom fahrende Autos, Elektrofahrzeuge, Smart Home, Smart Cities. So verkaufen die einen Unternehmen genau diese Kernkompetenzen nach Asien. Und wie bereits beschrieben öffnet das Gros der anderen Unternehmen bevorzugt die Türe auch im Bereich der IT für Unternehmen westlicher Nationen. Wenn jedoch genau hingeschaut werden würde, so würde erkannt werden, dass diese großen IT-Unternehmen in weiten Teilen dem Wissen unserer meist kleineren aufsteigenden IT-Unternehmen hinterherhinken. Stattdessen wird mit großen Projekten diesen großen IT-Unternehmen die Chance gegeben, zu lernen. Und irgendwann stellen wir in Deutschland und damit Europa wieder fest, dass wir hinterherhinken. Weitere Details und Aspekte werden in News 6/2016 Digitalisierung – welche Herausforderungen ergeben sich für die IT im Unternehmen, beleuchtet.

Nichtsdestotrotz spielt auch im Energiebereich die Digitalisierung eine große Rolle und bietet viele Chancen. Bemerkenswert ist, wie große Unternehmen über den Mittelstand bis hin zu kleinen etablierten Unternehmen sich für neue Ideen öffnen. Kooperationen werden mit Start-ups, mit verschiedensten Branchen, Berufsgruppen und beim Thema Smart Cities sogar mit ganzen Städten geschlossen und haben nicht nur IT-Anwendungen zum Inhalt, sondern verschiedene Energiethemen, beispielsweise den Aufbau einer effizienten Verkehrsinfrastruktur, die Erhöhung der Energieeffizienz in Gebäuden und Unternehmen oder die Nutzung alternativer Technologien wie Geothermie und Biomasse. Hier zeigen sich auf wunderbare Weise, die spannenden Chancen, die sich durch die Veränderungen ergeben, die zum Teil allerdings für die Unternehmen mit großen Herausforderungen verbunden sind. Der Kunde rückt immer mehr in den Mittelpunkt und wird durch die eigene Erzeugung von Energie, beispielsweise mittels Solarpanelen auf dem Hausdach, immer häufiger vom Consumer zum Prosumer. Auch bei Fragestellungen wie dem Netzausbau spielt die Bürgerbeteiligung eine immer größere Rolle. Energie erfährt inzwischen in allen Lebensbereichen und bei allen Berufsgruppen eine erhöhte Aufmerksamkeit. Und das spiegelt sich gerade bei einer Energiewende in besonderem Maße wider.

Zusammenfassung: Die Energiebranche ist insbesondere in Deutschland durch die Energiewende in den letzen Jahren mehr denn je vom Wandel geprägt. Dabei ergeben sich zahlreiche Chancen, neue Ideen und Geschäftsmodelle zu verwirklichen und unsere Umwelt zu schonen. Dem stehen Herausforderungen für die Unternehmen gegenüber, dem Wettbewerb standhalten zu können. Die Geschäftsfelder und –modelle und damit die Organisationen und Strukturen sind zukunftsfähig zu gestalten. Die Zusammenarbeit auf nationaler und internationaler Ebene spielt eine zunehmend große Rolle. Die verschiedensten Branchen vernetzen sich immer mehr. Energie geht uns inzwischen alle etwas an. Die Politik, die den Rahmen und die Spielregeln vorgibt, den technologischen Fortschritt soweit Bedarf gesehen wird, bis hin zu Subventionen unterstützt, ist stark gefordert. Und eine wesentliche Herausforderung für die Energiebranche besteht darin, die mittel- und langfristige Planung, die jegliches Energieversorgungssystem erfordert, mit den Auffassungen über den richtigen Energiemix in Einklang zu bringen, die nicht nur auf europäischer Ebene, sondern weltweit sehr unterschiedlich sind und sich auch kurzfristig ändern können. Das zeigen Wahlen, Abstimmungen oder auch politische Veränderungen in einzelnen Ländern sehr deutlich. Zudem stehen unabdingbar die Sicherstellung der Versorgungssicherheit, die Nachhaltigkeit und die Bezahlbarkeit im Vordergrund. Das unterscheidet die Energiebranche von anderen Branchen und macht sie dadurch sehr anspruchsvoll, spannend und zugleich bedeutsam!

* Quelle: Weltenergierat - Deutschland e.V., Energie für Deutschland 2016, Mai 2016

Dr. Monika Bauch - Management Consulting befasst sich seit fast 10 Jahren intensiv mit der Energiebranche. Die Energiebranche umfasst eine Vielzahl spannender Facetten. Sind Sie ein Unternehmen im Energiebereich? Benötigen Sie Unterstützung zu verschiedensten Themen, die nicht rein technischer Art sind und von einer Wirtschaftswissenschaftlerin mit breiter Industrieerfahrung und Technologieverständnis abgedeckt werden können? Haben Sie weitere Fragen oder Anmerkungen? Wenden Sie sich bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .

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