Dr. Monika Bauch -

Management Consulting

News 2/2015 Risikomanagement in Zeiten des „Reinventing“ (das Sich-Neu-Erfinden) eines Unternehmens

Reinventing, das sich neu Erfinden eines Unternehmens, bedeutet zunächst, Chancen wahrzunehmen. Immer wieder zu prüfen und Entscheidungen zu treffen, wie die zukünftigen Geschäftsfelder, Geschäftsmodelle und Geschäftsprozesse aussehen sollen, betrifft alle Unternehmen. In welchem Grad Veränderungen stattfinden, hängt vom einzelnen Unternehmen ab. Insbesondere die großen Unternehmen zeigen uns derzeit, dass sie vor großen Veränderungen stehen. Aber auch in der Geschichte jedes Mittelstandunternehmens finden sich permanente Veränderungen und Weiterentwicklung. Und genau das ist das Rezept zukunftsfähiger und erfolgreicher Unternehmen: das Wahrnehmen von Chancen. Jeder Chance stehen aber auch Risiken gegenüber. Insbesondere in Zeiten eines großen Umbruchs in einem Unternehmen sind den Chancen die Risiken erneut gegenüber zu stellen und genau zu prüfen.

Und schon lange gibt es entsprechende gesetzliche Vorgaben, wie beispielsweise das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG), die 8. EU-Richtlinie/BilMoG (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz), MaRisk (Mindestanforderungen an das Risikomanagement), in denen zum Teil auf bestimmte Unternehmensformen und Branchen ausgerichtet, die Beachtung des Themas Risikomanagement durch den Vorstand und Aufsichtsrat gefordert wird. Und so hat zumindest jedes große Unternehmen ein komplexes, in der Regel zentral gesteuertes Risikomanagement in die Geschäftsprozesse integriert. Nach oben setzt sich dies bis in den Aufsichtsrat fort, in dem ein Prüfungs- und Risikoausschuss verschiedene Aufgaben wahrnimmt, um immer auch in Abstimmung mit der internen Revision und den Abschlussprüfern die Prüfung der Risikolage, der Risikotragfähigkeit des Unternehmens und die Qualitätssicherung des Risikomanage-mentsystems durchführen zu können. Daneben fordert das Aktiengesetz die Einrichtung eines Überwachungs- und Risikofrüherkennungssystems, das in der Regel durch ein Risikokomitee wahrgenommen wird, das vor allem die Einhaltung der durch den Vorstand festgelegten Risikostrategie sicherstellt. Dezentrale Risikomanagementbeauftragte setzen das Risikomanagement an den Standorten um. Es findet eine regelmäßige Information der Entscheidungsträger im Rahmen der Risikoberichterstattung statt. Unternehmerische Entscheidungen und die Unternehmensplanung erfolgen auf der Basis einer Abwägung von Chancen und Risiken.

Die auf oberster Unternehmensebene erfolgte grobe Unterteilung, beispielsweise in Marktrisiken, strategische und operative Risiken, externe Risiken, Compliance-Risiken, IT-Risiken, Personalrisiken, Kontrahentenrisiken, technologische Risiken, setzt sich in den Fachbereichen fort, wie beispielsweise in Einkauf und Logistik. Sobald die Risikomanagementstrategie festgelegt ist, sind die folgenden Schritte zu durchlaufen (s. Abbildung), die in jedem Unternehmen etwas anders bezeichnet und abgegrenzt sein können, inhaltlich jedoch zum gleichen Ergebnis führen sollten. In der verwendeten Abbildung werden die frühzeitige Risikoidentifikation, die Risikoanalyse, -bewertung, -steuerung und die Risikoüberwachung und Berichterstattung, Dokumentation und Schulung unterschieden. Die Schritte sind in einem permanenten Regelkreis zu durchlaufen, so dass eine regelmäßige Identifikation und Überprüfung der vorhandenen Risiken und vor allem der zu treffenden Maßnahmen gewährleistet ist. Geeignete Methoden sind in jeder Phase und in Abhängigkeit der Aufgabenstellung vom Unternehmen zu wählen. Ein wesentliches Ziel des Risikomanagements ist das frühzeitige Erkennen von Risiken, um rechtzeitig geeignete Maßnahmen treffen zu können.

 Abb Risikomanagement

Branchenspezifisch und in Abhängigkeit von den Geschäftsaktivitäten eines Unternehmens ergeben sich eine unterschiedliche Ausprägung und Gewichtung der Risiken. Auch in Zeiten des Reinventing ist davon auszugehen, dass sich die Ausprägung und Gewichtung der bisher im Mittelpunkt stehenden Risiken verändern wird. So bietet beispielsweise die Digitalisierung völlig neue Chancen. Effizientere Abläufe, Informationstransparenz, verbesserte und einfachere Kommunikation und Kooperation der Marktteilnehmer, eine höhere Qualität der Daten und damit eine bessere Basis für die Planung führen neben vielen weiteren positiven Aspekten zu einer Verbesserung hinsichtlich Zeit, Kosten, Qualität aber auch Flexibilität und Nachhaltigkeit. Dies gelingt jedoch nur, wenn mögliche Risiken erkannt werden und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Zu nennen sind Personalrisiken, d.h. die richtigen Kompetenzen sind zu entwickeln, einzustellen oder durch Kooperationen zu beschaffen. Der Daten- und Know-how-Schutz sind weitere wichtige Themen. Geeignete Technologien müssen vorhanden sein. Auch wird in diesem Zusammenhang gerne der national und vor allem international unterschiedliche Umgang mit dem Scheitern diskutiert. Und so ergibt sich der Eindruck, dass auch in unserem Kulturkreis versucht wird, den Umgang mit dem Scheitern, beispielsweise eines Start-Ups und dessen Bewertung zu überdenken. Dies hat sicherlich seine Berechtigung, um in der heutigen schnelllebigen Zeit mit hohem globalen Wettbewerb mithalten zu können und die Entwicklung gewinnbringender Innovationen zu fördern. Allerdings wäre unsere Wirtschaft nicht so stark und es gäbe viele Unternehmen und vor allem unseren erfolgreichen Mittelstand nicht, wenn es nicht Firmeninhaber und Manager gäbe, die verantwortungsbewusst Chancen und Risiken immer wieder gegeneinander abwägen.

Somit zeigt sich, dass das Risikomanagement eine wichtige Rolle spielt und nicht umsonst von den Top Managern immer im gleichen Atemzug mit den Schlagworten Innovation, Vertrauen und Veränderung genannt wird. Auf die Balance kommt es an. Chancen und Risiken sind verantwortungsbewusst abzuwägen, die Risikostrategie ist abhängig vom Unternehmen, dem Geschäftsumfeld und dem Geschäftsmodell zu definieren, das Risikoportfolio ist so auszugestalten, dass die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gesichert ist.

Wie ist Ihre Meinung zu diesen Themen? Wie ist Ihre Meinung zu diesen Themen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Arbeiten Sie gerade an dem ein oder anderen der genannten Themen in Ihrem Unternehmen und benötigen Unterstützung? Gerne können Sie unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Kontakt aufnehmen.

 

Diese Webseite arbeitet mit Cookies. Wenn Sie mehr erfahren möchten klicken Sie auf den Button "Weitere Informationen".
Weitere Informationen Ok Ablehnen