Dr. Monika Bauch -

Management Consulting

News 1/2015 Logistik/SCM – wichtige Themen für alle Branchen

Bei dem Begriff „Logistik“ denken die einen an Lkws auf der Autobahn, an die Bahn, an Schiffe oder Flugzeuge, die Güter transportieren. Andere wiederum erinnern sich an einen Rundgang in der Fertigung eines Automobilisten, wo die Faszination zu erleben ist, wie auf Basis optimaler logistischer Prozesse Fahrzeuge zusammengebaut werden. Wieder andere denken bei Logistik an den Bau von Windkraftanlagen oder den Bau einer Gaspipeline und an Lösungen, wie die benötigten Teile an den Verbauungsort gebracht werden.

Die Begriffe Logistik und Supply Chain Management spielen in vielen Bereichen und Branchen eine große Rolle. Im Folgenden soll die Logistik hinsichtlich der Unterteilung in Beschaffungs-, Produktions-, Distributions- und Entsorgungslogistik betrachtet werden. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei stets die Optimierung der Inbound-Logistik, was in der Regel die Bereiche der Beschaffungs- und Produktionslogistik in den Mittelpunkt stellt. Der Begriff des Supply Chain Managements ist umfassender und betrachtet komplette Wertschöpfungsketten im Unternehmen bis hin zum Einbezug sämtlicher vor- und nachgelagerter Prozesse der einzelnen Zulieferer bis hin zum Endabnehmer.

Bereits bekannte Trends, denen die Logistik und das Supply Chain Management gerecht werden müssen, bestehen in der weiterhin zunehmenden Globalisierung der Lieferanten- und Produktionsnetzwerke und Absatzmärkte, der stetigen Verkürzung der Produktlebenszyklen, der Forderung nach kundenindividuellen Produkten (s. auch News 1/2014) und der Erfordernis, die damit einhergehende Komplexität zu beherrschen. Hinzu kommen weitere Herausforderungen: Die Volatilität der Märkte und vor allem die politischen Unsicherheiten auf den Weltmärkten sind in bestimmten Regionen derzeit relativ hoch. Und während in manchen Unternehmen und Branchen die Flexibilität besteht, Mengen von einer Region in eine andere umzuallokieren, besteht diese Möglichkeit beispielsweise in Branchen mit großen, teuren Anlagen nicht. Lösungen sind zu entwickeln, internationale Produktions- und Absatzmärkte sind zu erschließen und die Logistikprozesse sind entsprechend flexibel und effizient auszugestalten. Seit einigen Jahren ist ein zum Teil aggressiver Wettbewerb auf Basis fragwürdiger Wertvorstellungen und Methoden zu beobachten. Auch diesem Verhalten ist mit geeigneten Strategien zu begegnen. Eine Senkung der Kosten und eine Steigerung der Leistung reichen alleine nicht aus. Des Weiteren bietet der Trend der Digitalisierung in Form von Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge Chancen und Risiken zugleich. Auch die Veränderung der Energieversorgung und die steigende Sensibilität für Energieeffizienz und Umweltaspekte wirken sich auf die logistischen Prozesse aus. Der Fokus auf Technologien wie Erneuerbare Energien führt in Deutschland zu einer Abkehr von einer eher zentral gesteuerten Energieversorgung hin zu einer dezentraleren Energieversorgung. Die nachgefragten Produkte und der Informationsbedarf ändern sich und damit auch die Anforderungen an die logistischen Prozesse. Elektromobilität führt zum Einsatz anderer Materialien in der Produktion, was neue und andere Prozessabläufe erfordert als bisher.

Die Logistik bewegt sich im Spannungsfeld von Zeit, Kosten und Qualität. Darüber hinaus werden zusätzlich Flexibilität und Nachhaltigkeit gefordert. Mit Hilfe verschiedener Beschaffungs- und Produktionskonzepte wie KANBAN und Lean Production und der damit einhergehenden Abkehr vom Pushprinzip hin zum Pullprinzip konnten in zahlreichen Unternehmen hohe Zeit- und Kosteneinsparpotenziale durch Bestandsreduzierung, Reduzierung der Durchlaufzeiten und Reduzierung der Kapitalbindung realisiert werden. Zur Steigerung der Produktionseffizienz bei hoher Variantenzahl gibt es zudem inzwischen Konzepte, die den Umlaufbestand pro Produktionsbereich steuern und optimieren und nicht nur wie beim KANBAN den Bestand für jede Materialgruppe einzeln. Der Einsatz von stetig verbesserter Automatisierungstechnologie und Robotern und zahlreiche Anliefer- und Logistikkonzepte wie Just-In-Time (JIT) und Just-In-Sequence (JIS) und beispielsweise der Einsatz von Pick-by-Light und Pick-by-Voice bei der Kommissionierung der zu verbauenden Teile führen neben Wareneingangskontrollen, definierten Kontrollpunkten im Fertigungsablauf und vielen anderen Konzepten und Qualitätsmanagementsystemen zu einer weiteren Verbesserung der Abläufe, zum Abbau von Beständen und zu einer Reduzierung und Vermeidung von Fehlern. Dies gilt nicht nur für Produktionsprozesse. Auch in allen anderen nicht direkt wertschöpfenden Prozessen führen unter anderem ein gleichmäßiger Ablauf, robuste Prozesse und die Einhaltung von Standards zu einer Verbesserung der Prozesskennzahlen hinsichtlich Zeit, Kosten und Qualität der Arbeitsergebnisse.

Die Automatisierung von Informations- und Materialflüssen führt zu Verbesserungen hinsichtlich Zeit-, Kosten- und Qualitätsaspekten und vor allem auch der Flexibilität und Nachhaltigkeit. Dies wird durch Lösungen im Bereich Industrie 4.0 unterstützt. Nicht mehr nur die Verbesserung und Veränderung der Kommunikation von Mensch zu Mensch und Mensch zu Maschine stehen im Mittelpunkt. Vielmehr ist das Ziel, dass Maschinen und Roboter miteinander kommunizieren können. Und auch die Nutzung von Big Data hat in der Logistik Einzug gehalten und schafft Transparenz über die komplette Wertschöpfungskette hinweg. Über Plattformen werden die Daten der einzelnen Wertschöpfungsteilnehmer gesammelt und benutzerspezifisch ausgewertet. Dies führt zu einer wesentlich besseren und flexibleren Planung, Steuerung und Optimierung der Logistikprozesse. Die Auftragsplanung, die Planung der einzusetzenden Materialien und Kapazitäten werden optimiert, Bestände und Sonderfahrten werden reduziert.

Im Bezug auf die Nachhaltigkeit gibt es inzwischen eine Vielzahl von Ansätzen. Schon lange wird in vielen Branchen bereits bei der Produktentwicklung die spätere Entsorgung der Einzelteile und Komponenten berücksichtigt. Konzepte zur Wiederverwendung von gebrauchten und aufbereiteten Komponenten ermöglichen die Einsparung von Material und Energie. Zunehmend wird bei den Unternehmen auf den Einsatz regenerativer Energien geachtet. Und unter den Begriffen Energieeffizienz und Energieflexibilität werden Konzepte entwickelt, um Energieeinsparpotenziale bisher vor allem im Gebäudebereich und in der Fertigung zu identifizieren und umzusetzen.

Die Logistik ist gekennzeichnet durch die Zusammenarbeit (Collaboration) verschiedener Marktteilnehmer, nicht nur zwischen Lieferanten und Abnehmer. Logistikdienstleister übernehmen in den Unternehmen zum Teil Aufgaben in der Wertschöpfungskette, die der Produzent nicht als seine Kernkompetenz ansieht. Beispiele sind das Assembling von Bauteilen und die Lieferung der zu verbauenden Teile und Systeme vom Lager ans Band. Die Digitalisierung und der Einsatz neuer Technologien führen dazu, dass die Branchengrenzen verschwimmen und neue Player am Markt erscheinen. Industrieunternehmen befassen sich zunehmend mit digitalen Lösungen. Und so mancher Anbieter digitaler Produkte befasst sich beispielsweise mit dem autonomen Fahren.

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass die Logistik und das Supply Chain Management branchenübergreifend eine Vielzahl von Facetten aufweisen und zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Ein kleiner Ausschnitt dieser Aspekte wurde hier andiskutiert. Bestehende Prozesse werden im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses und durch den Einsatz und die intelligente Kombination bekannter und innovativer Methoden und Technologien hinsichtlich Zeit, Kosten, Qualität, Flexibilität und Nachhaltigkeit optimiert. Zunehmend spielt dabei auch die Energieeffizienz der Prozesse eine Rolle. Die Digitalisierung, das Internet der Dinge und Big Data bieten weitere interessante Möglichkeiten, Lösungen zur Verbesserung der Planung, Steuerung und Optimierung von Logistikprozessen durch Informationstransparenz zu finden als auch völlig neuartige Arbeitsformen durch die weitere Automatisierung von Prozessen zu entwickeln. Dies betrifft nicht nur den Produktionsbereich, sondern wirkt sich auf die gesamte Supply Chain aus. Ein ganzheitlicher Ansatz ist gefordert, der unter anderem auch geeignete Organisationsstrukturen, die Personalentwicklung und Formen der Zusammenarbeit über die Unternehmensgrenzen hinweg berücksichtigt. Wenn es gelingt, stetig an diesen Themen zu arbeiten, Verbesserungen und Innovationen entsprechend der jeweiligen Strategie des Unternehmens voranzutreiben, so sichert dies nicht nur die Marktposition des einzelnen Unternehmens, sondern stärkt die Wettbewerbsposition Europas gegenüber Asien und den USA.

Wie ist Ihre Meinung zu diesen Themen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? An welchen Prozessoptimierungen sind Sie interessiert? Arbeiten Sie gerade an dem ein oder anderen der genannten Themen in Ihrem Unternehmen und benötigen Unterstützung? Gerne können Sie unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Kontakt aufnehmen.

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